In diesem Beitrag schreibe ich über meinen Weg vom behüteten Nesthäkchen zur Psychosozialen Beraterin. Es ist ein sehr persönlicher Beitrag, der mir selbst wieder Einsichten und schöne Erinnerungen beschert hat. Er handelt darüber, wie ich meinen Weg nicht geplant habe, sich Türen öffneten und Chancen die ich ergriffen habe.

Das behütete Nesthäkchen:

Kinderzeichnung von 3 SchwesternHier sollte eigentlich ein prägendes Ereignis stehen, das mich zudem gemacht hat, was ich heute bin. Bis zu meinem 18. Lebensjahr fällt mir jedoch lediglich ein, dass ich immer nur meine Lieblingsmenschen um mich brauchte. Ich war weniger das „Spielzeug-Kind“ mehr das behütete fragende „Warum ist das so? – Kind“, das gerne in die Schule ging, um Freunde zu treffen. Ich sehe mich rückblickend als sehr kreatives Kind – ich brauchte wenig. Meine Schwester meinte erst kürzlich zu mir: „Ich lebte mit dir im (kreativen) Chaos.“ (Wir teilten uns ein Zimmer.) Mit dem Loslassen von zu Hause (meinem Auszug mit 18 Jahren) änderte sich natürlich Vieles. Schließlich war ich das Nesthäkchen der Familie – die jüngste im 3-Mäderl-Haus und hatte immer jemanden an meiner Seite.

Aus der Bahn geworfen:

In jungen Jahren ereigneten sich jedoch zwei Schicksalsschläge, die mich völlig aus der Bahn geworfen haben. Der Tod eines mir nahestanden Menschen vor meinen Augen und damit einhergehend, dem Verlust von dem Leben, das ich mir in dieser Lebensphase aufgebaut habe. Und das (für mich) weit weg von meiner Familie, meinem zu Hause. Zum ersten Mal in meinem Leben erfuhr ich Kummer, seelischen und körperlichen Schmerz und völlige Machtlosigkeit. Meine wichtigste Ressource in dieser Zeit war meine Familie.

Das habe ich mir anders vorgestellt:

Familie – einer meiner wichtigsten Werte! Einige Zeit später wurde ich junge Mutter meines Sohnes und 2 Jahre später meiner Tochter – meine eigene Familie und mein ganzer Stolz! Ich hatte nie erwartet, dass sich meine Definition von Familie „Mutter – Vater – Kind(er)“ je ändern würde. Damals für mich unerwartet, war ich auf einmal alleinerziehende Mutter.

Ich denke, dass in dieser Zeit ein mir weiterer wichtiger Wert entstanden ist – Reflektion und Intention. Meine Kinder waren noch sehr klein – Zukunftspläne, berufliche Veränderung, Visionen weit weg. Ich nahm die Situation schnell an und reflektierte jeden Tag abends im Bett: Was ist heute gut gelaufen? Was weniger? Wie möchte ich in einer ähnlichen Situation reagieren? (Intention) … Ich lebte im Heute und Hier mit dem Fokus darauf, dass es den Kindern an nichts fehlen sollte. (Hat es auch nicht – weder an ihrem Papa, noch an Familie. Irgendwann hatten sie auch eine Bonus-Mama und einen Bonus-Papa.) Und für viele Herausforderungen fand ich kreative Lösungswege.

Von der Bürokauffrau in die Medienbranche:

Beruflich übte ich das aus, was ich in meiner Lehrzeit zur Bürokauffrau in der Medienbranche gelernt habe und mir leicht viel. Von Berufung ist damals nichts zu mir durchgedrungen – es hatte zu mir und meiner Lebenssituation gepasst. Ich konnte bereits damals schon im Homeoffice arbeiten, denn Suchmaschinenoptimierung für Websites war zum Glück überall möglich. Ich und mein Computer … nachts, wenn die Kinder schliefen. Mit den Jahren konnte ich mir mehr und mehr Wissen aneignen und im WebDesign tätig werden.

Alles Zufall oder was?

Die Kinder waren aus dem „gröbsten“ raus, wir wuchsen zur Patchworkfamilie heran und in mir wuchs eine große Unzufriedenheit. Ohne diese wirklich benennen zu können. Der erste Impuls war jedoch eine berufliche Veränderung und so wurde ich vom Arbeitsmarktservice zu einem Computerkurs „verpflichtet“. Zur Unzufriedenheit gesellte sich nun großer Widerstand in mir. Was soll ich dort lernen, was ich nicht schon kann?

In diesem Unternehmen wurde ich jedoch nicht belehrt, sondern zur Trainerin in der Erwachsenenbildung ausgebildet und schlussendlich unterrichtete ich selbst Arbeitsuchende in EDV sowie Büro & Verwaltung. Mein damaliger Chef hatte zum einen Personalmangel und erkannte zum anderen mein Potenzial. Schon wieder Computer und Büro …

Eine große Herausforderung und meine Chance: die Grippewelle im Unternehmen!

Zum damaligen Zeitpunkt gab es im Unternehmen eine Kursmaßnahme für junge Mütter, die nach der Karenz wieder ins Berufsleben einsteigen möchten. UND es gab Personalmangel. So wurde ich für den Unterricht eingeteilt – Vorbereitungszeit hatte ich 15 Minuten. Aus heutiger Sicht, hatte ich: Vorbereitungszeit 13 Jahre, meine Kreativität, Ehrgeiz, Lebenserfahrung und vor allem große Freude daran, diese Frauen zu unterstützen. So habe ich mich schnell zu einer berufsbegleitenden Ausbildung zur Dipl. Sozial- & Berufspädagogin entschlossen.

Never ending Wissensdurst:

Seit 2014 begleite und unterstütze ich nun als Trainerin und Beraterin Frauen eine Arbeit zu finden, bei der beruflichen (Neu)Orientierung, der Kompetenzermittlung, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und vielem mehr. In den letzten 3 Jahren habe ich die Ausbildung zur Dipl. Lebens- und Sozialberaterin (Schwerpunkt: Psychosoziale Beratung) berufsbegleitend absolviert und im letzten erfolgreich Jahr abgeschlossen. In den letzten beiden Jahren habe ich jedoch bemerkt, wie sich die Problemlagen meiner Kundinnen verändert bzw. multipliziert haben. Ich erlebe in meinen Beratungen so viel Trauer, Menschen die unter enormen Stress und Druck leben oder sich nach einem Burnout zurück ins Leben bemühen. Dies hat mich dazu bewogen, zwei weitere Upgrade Ausbildungen zu absolvieren, um noch besser begleiten zu können: Trauerbegleiterin sowie Stressmanagement & Burnout-Prävention

Heute:

Heute bin ich nebenberuflich selbstständig und habe große Freude daran, meine Klient*innen zu begleiten. Dazu gebe ich Beratungen und Workshops.

Ein fundiertes Verständnis über sich selbst sowie die eigene Kreativität und Lösungsfähigkeit, bereichert das persönliche Leben und stärkt die eigene Schaffenskraft. Ich möchte Möglichkeiten aufzeigen, wie Selbstwirksamkeit und somit eine gewünschte Veränderung auf den Ebenen Körper, Geist und Seele geschehen kann.